Wer
braucht sie nicht – die EC-Karte! Ganz selbstverständlich wird sie
ständig gezückt, wenn’s um das Bezahlen geht. Ein Blick zurück auf die
Geschichte der heutigen EC-Karte lässt erkennen, dass diese zwei
verschiedene Ursprünge hat. Beim ersten handelt es sich um die in Europa
kreierte und ab 1968 in den Zahlungsverkehr eingeführte
Eurocheque-Karte, welche gemeinsam mit einem Eurocheque dem Bargeldbezug
in Geldinstituten diente und später sogar bargeldlose Zahlungen möglich
machte. Der zweite Ursprung bezieht sich auf die US-amerikanische
ATM-Karte - ATM steht dabei für Automated Teller Machine. Mit dieser
Karte konnte Bargeld an Geldausgabeautomaten bezogen werden. Später kam
sie auch bei der bargeldlosen Zahlung an POS-Terminals zum Einsatz.
Sowohl
der Eurocheque als auch die EC-Karte galten zur Zeit ihrer Entstehung
als besonders innovativ – waren sie doch damals nicht nur das erste
instituts-, sondern auch das erste länderübergreifende
Debitkartensystem. Möglich gemacht hatte die europaweite Einführung und
Verbreitung von Eurocheque und EC-Karte eine besondere Kooperation der
Geldinstitute Europas. Zwei Konferenzen im Jahre 1968 – genauer am 10.
Mai sowie am 17./18. Oktober – brachten den Durchbruch: Dort wurde man
sich einig hinsichtlich Logo und der Bezeichnungen Eurocheque und
EC-Karte. Darüber hinaus kam es zu einer Klärung der Bedingungen und der
zwischenstaatlichen Abrechnungsmodalitäten.
Es sollte jetzt
nicht mehr lange dauern, bis die ersten EC-Karten im Rahmen des
Eurocheque-Systems in Umlauf kamen - am 1. Mai 1969 war es so weit. In
nicht weniger als 18 Ländern wurden sie sofort akzeptiert. Nach kurzer
Zeit waren es insgesamt sogar 49 Nationen. Der Radius hatte sich
ausgedehnt und war nun nicht mehr allein auf Europa beschränkt - Länder
Nordafrikas und des Nahen Ostens waren hinzugekommen. Richtig attraktiv
wurde die EC-Karte seit Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre, als die
Geldausgabeautomaten Einzug hielten und sie damit als Bedienungsmedium
eine neue zusätzliche Funktion erhielt. Die direkte Abbuchung der
Geldausgabeautomatenbezüge war die Folge. Ein weiteres wichtiges Datum
markiert der 1. Juni 1984: An diesem Tag war es erstmals möglich,
ATM-Transaktionen grenzüberschreitend mit EC-Karten vorzunehmen – und
dies an nationalen Geldausgabeautomaten. Die Basis hierfür schuf ein
gemeinsamer Interchange-Standard. Doch die Entwicklung in Richtung
umfassende Debitkarte ging noch weiter: Seit 1993 steht das Logo Maestro
für globale Debitfunktionen in Sachen ATM/POS-Nutzung.
Vorteile der EC-Karte
Die Vorteile der EC-Karte liegen auf der Hand – im wahrsten Sinne des Wortes: Durch das bargeldlose Bezahlen braucht man nicht lange zu disponieren und sich nicht unnötig mit Bargeld zu beschweren. Einfach bargeldlos bezahlen und unterschreiben – so einfach geht’s. Das Geld wird normalerweise innerhalb von ein bis zwei Tagen abgebucht, sodass man immer recht zeitnah über eine die betreffende Kontobewegung informiert ist. Ist demgegenüber die Eingabe einer PIN erforderlich, geht’s sogar noch schneller – dann erfolgt die Abbuchung vom Konto sofort. Im gleichen Moment ist man also schon über den neuen Kontostand informiert. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist, dass man den Bankautomaten nicht mehr sooft frequentieren muss, um Geld abzuheben. Man ist einfach flexibler, man ist nicht gezwungen so viel Bargeld mit sich herumzutragen. Dies bedeutet auch einen gewissen Schutz vor Diebstahl.
Nachteile der EC-Karte
Den Vorteilen stehen auch Nachteile gegenüber. Ein Missbrauch der Karte bei Verlust beziehungsweise Diebstahl ist eine unangenehme Folge. Es kommt nicht gerade selten vor, dass PIN und EC-Karte zusammen in der Geldbörse aufbewahrt werden. Wird letztere verloren oder gestohlen, „freut“ sich der Finder beziehungsweise Dieb womöglich sehr: In kürzester Zeit lässt sich so ein Bankkonto plündern. Darüber hinaus kann selbst mit der Unterschrift des Karteninhabers, welche dieser auf der EC-Karte geleistet hat, Missbrauch betrieben werden. Man ist selbst in einer Bank nicht vor Betrügern gefeit – haben diese doch mittlerweile „Lesegeräte“ entwickelt, welche das Kopieren des Magnetstreifens der EC-Karte ermöglichen. Ein solches Lesegerät – beispielsweise an einem Geldautomaten installiert – eröffnete Betrügern große Möglichkeiten, anschließend das Konto des betreffenden Karteninhabers zu plündern. Inzwischen hat die Kreditwirtschaft jedoch reagiert – die Auszahlung von Geldbeträgen via Magnetstreifen auf den EC-Karten ist seit Ende Februar 2013 Geschichte.
Magnetstreifen war gestern - Chip ist heute
Der
einheitliche europäische Zahlungsverkehrsraum (SEPA) bleibt nicht ohne
Auswirkungen auf die EC-Karte: Alle 93 Millionen EC-Karten in
Deutschland wurden in den letzten Jahren durch solche mit sogenannten
EMV-Chips ersetzt – EMV steht für die „Entwickler“ dieses Chips
(Europay/MasterCard/VISA). Die in diesen Karten verbauten Prozessorchips
gelten als fälschungssicher, versprechen mehr Sicherheit – sie
funktionieren mittels PIN. Am 25. Februar 2013 hielt dieser Chip
verbindlich und flächendeckend Einzug – er löste damit den
Magnetstreifen endgültig ab. Wer also ab diesem Zeitpunkt eine
Transaktion mit EC-Karte + PIN tätigt oder an einem deutschen
Geldautomaten Bargeld abhebt, muss dies mittels Kartenchip tun. Wer
jedoch im Handel mit EC-Karte + Unterschrift bezahlt, ist von dieser
Umstellung nicht betroffen – vorerst: Bis 2016 haben die Kunden von
Supermärkten & Co. weiter die Möglichkeit, in dieser Form zu
bezahlen.
Wie sich der EMV-Chip auf das Missbrauchsverhalten
letztendlich auswirken wird, bleibt abzuwarten. Bleibt also fürs Erste
nur die Hoffnung, dass durch diese technische Neuerung die
Missbrauchsrate in Zukunft merklich sinkt. Wie auch immer - vielleicht
werden wir in nicht allzu langer Zeit ohnehin alle per Fingerabdruck
beziehungsweise per Funk bezahlen – die Funktechnik NFC (Near Field
Communication) macht’s möglich. Alles funktioniert „kontaktlos“ –
einfach Chipkarte Richtung Lesegerät halten! Nicht einmal eine
PIN-Eingabe ist notwendig – zumindest bei geringen Beträgen. Die
Sparkassen gehen hier voran – das bisher nur hierzulande funktionierende
Verfahren firmiert unter „Girogo“. Ein neuer, guter Weg in die Zukunft?
Girogo muss es erst noch beweisen.
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